Marathon-Motivation on Tour

Ein Stimmungsbericht vom Frankfurt Marathon 2018

Verfasst von Anita Horn

 

„Komm, wir laufen ein Stück zusammen!“ Diesen Satz habe ich beim Frankfurt Marathon so oder ähnlich definitiv am häufigsten gesagt. Während andere Läufer meist nicht ein einziges Wort im Wettkampf verlieren, habe ich am laufenden Band Motivationssprüche und aufmunternde Worte von mir gegeben – um möglichst viele, die keine Kraft oder einen kleinen Hänger hatten, die Gehpausen eingelegt haben oder gar ganz aussteigen wollten, wieder zum Laufen zu animieren.

Ich bin Anita, ASICS FrontRunner und Journalistin aus Köln, und neulich kam mir die Idee, nicht nur mir selbst einen besonderen Tag beim Marathon in Frankfurt zu machen, sondern auch ganz vielen anderen Starterinnen und Startern. Anlass war mein letzter eigener Marathon – und zwar beim Ironman in Frankfurt. Bei meiner ersten kompletten Langdistanz im Triathlon hatte ich ab Kilometer 25 im Marathon weder Power noch Bock – bis eine Helferin vom Verpflegungsstand sich vor mich stellte, anbrüllte und zum Weiterlaufen zwang. Erst dachte ich, schrei mich nicht so an! Aber da sie mich wieder zum Traben brachte, war ich ihr später unendlich dankbar. Ich habe den Ironman gefinished und bin der Unbekannten bis heute unendlich dankbar. Das wollte ich weitergeben. Aufgeben ist keine Option.

Also habe ich mich dick eingepackt in mehrere Schichten, denn ich wusste, dass ich diesmal etwas länger unterwegs sein würde, bin im Startblock so weit nach vorne gegangen wie nur möglich, habe dort die Stimmung aufgefangen und mit ein paar Leuten geschnackt und dann habe ich mich Stück für Stück zurück fallen lassen, mit dem Publikum geplaudert und einige Leute mehr bewundert als sie die Marathonis – unfassbar, wieviel Power einige Zuschauer in das Anfeuern der LäuferInnen investiert haben! Ich habe Päuschen und Pläuschen an den Verpflegungsständen eingelegt, Stopps bei den Trommelgruppen gemacht und zahlreiche LäuferInnen eingesammelt, um sie ein Stück Richtung Ziel zu begleiten.

 

 

Tap here for Power

 

Bei einigen reichten die Power-Schilder am Streckenrand nicht mehr aus. Hier war persönliche Motivation gefordert. Essma zum Beispiel war einfach k.o. Es war ihr erster Marathon und der Körper hat sich zwischendurch ein wenig gesträubt. Aber zusammen läuft es sich meist leichter und so sind wir gemeinsam ein Stück vorwärts getrabt. Sie hat es geschafft, wir haben uns im Ziel wieder getroffen. Glückwunsch zu deinem Finish! Christian hat am Anfang überpaced und war platt, hat sich aber nochmal zum Loslaufen motivieren lassen. Langsam, aber sicher. Yingjie aus China brauchte auch nur einen kleinen Energieschub von außen, Dominik kannte die Strecke schon und hatte in der Nähe der Festhalle ein kleines Tief. Auch er stieg wieder mit ein. Rafael aus Madrid hat bei Kilometer 35 wahnsinnig gefroren, aber wer läuft, dem ist wärmer, und auch er ist wieder mit losgelaufen.

Mein „Sorgenkind“ war Christina aus Trier. Als ich sie aufgeschnappt habe, war sie am Weinen und wollte nicht mehr so recht weitermachen. Auch sie hat in Frankfurt ihren ersten Marathon überhaupt bestritten und den Mann mit dem Hammer kennengelernt. Erst wollte ich sie nach ein paar hundert Metern alleine weiter laufen lassen, aber sie war so fertig und emotional, dass ich beschlossen habe, sie bis zum Ziel zu begleiten. Auf den roten Teppich habe ich sie dann alleine geschickt – und im Ziel sind wir uns dann beide weinend um den Hals gefallen. Du hast es geschafft, Christina! Genau dafür habe ich das Projekt „Marathon-Motivation on Tour“ gemacht – weil Marathon mehr ist als ein Einzelsport. Marathon ist Teamwork. Ich bin wahnsinnig stolz auf euch alle und sehr dankbar Teil eures Rennens gewesen sein zu dürfen. Ihr habt es geschafft! Ihr seid

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