Der Mainova Frankfurt Marathon geht ins 38. Jahr – und seit nunmehr 18 Jahren arbeite ich mit. Denn solange bin ich beim Veranstalter Motion Events angestellt. Und wie so oft in den vergangenen Jahren fällt mein Geburtstag auf das Rennwochenende. Aber in diesem Jahr ist dieser Termin ein besonderer: ich feiere runden Geburtstag. 50 Jahre alt werde ich, und das ausgerechnet am Renn-Sonntag.
Und so kam mir im vorigen Jahr der Gedanke, mal wieder einen Marathon zu laufen – und warum nicht am 27. Oktober 2019? Mein letzter Lauf über diese Distanz liegt genau 18 Jahre zurück – 2001 bin ich meinen ersten und bis heute einzigen Marathon gelaufen. Und wo? Natürlich vor der eigenen Haustür, in Frankfurt. Damals war das Ziel noch im Freien, in der Friedrich-Ebert-Anlage. In Erinnerung bleibt das nasskalte Wetter, ein unspektakulärer Zieleinlauf und ein schmerzhaftes eigenes Rennen. Der Mann mit dem Hammer hatte mich früh getroffen. Ich hatte damals in der Vorbereitung zu wenig lange Läufe absolviert, das war naiv, und dieses Versäumnis hatte sich dann im Rennen gerächt.
Plan war, dass ich die Halbmarathonmarke nach 1:14:30 Stunden erreichen wollte. Mir war das Tempo gefühlt sogar zu langsam, deswegen hatte ich meinen damaligen Tempomacher und Trainingspartner Jürgen Zäck (richtig, der Triathlet) unterwegs immer wieder angetrieben. Ich hatte damals eine Halbmarathon-Bestzeit von 1:10:36, aufgestellt bei der Deutschen Meisterschaft 2001 in Arnstadt. Und deswegen dachte ich, den Marathon locker in unter 2:30 Stunden laufen zu können.
Pustekuchen. Diese naive Milchmädchenrechnung ist leider nicht aufgegangen. Das „Sterben“ auf den letzten Kilometern war grauenvoll, und das erhoffte Glücksgefühl im Ziel blieb aus. Nach 2:32:59 war die Quälerei endlich zu Ende – ich landete auf Rang vier. Mein Vater lief zeitgleich ebenfalls seinen ersten Marathon – in Frankfurt im Alter von 65 Jahren. Im Gegensatz zu mir war er bestens vorbereitet. Dank dem Darmstädter Marathonprojekt! Regelmäßiges Stabilisationstraining der Rumpfmuskulatur und ausreichend lange Läufe. Nach 4:11 Stunden kam er ins Ziel. Für ihn blieb es beim ersten und einzigen Marathon.
Und dann war ich nicht mehr Leistungssportlerin, sondern Organisatorin im Team von Renndirektor Jo Schindler. Von Jahr zu Jahr wurde von uns an Atmosphäre und Stimmung gefeilt, dazu gehört, dass wir den Zieleinlauf 2003 in die Festhalle legten – und allen Teilnehmer ein einzigartiges Erlebnis bieten. Ein Highlight für mich war der Zieleinlauf von Wilson Kipsang im Jahr 2011, als er gerade mal 4 Sekunden am Weltrekord vorbei lief. Gänsehautfeeling pur.
Neben der Arbeit in der Organisation des Frankfurt Marathon trainiere ich Jahr für Jahr Läufer/innen und lieb gewonnene Freunde. Alle schwärmen vom Zieleinlauf auf dem roten Teppich in der Festhalle. Oft konnte ich an der Ziellinie dabei sein und die Begeisterung, Freude in den Augen, strahlenden Gesichter und Freudentränen hautnah miterleben. Einfach grandios!
Nun wird es in diesem Jahr andersherum sein. Ich darf – ein großes Dankeschön an Jo – mitlaufen. Den Zieleinlauf in die Festhalle kann ich nun endlich einmal aus der Perspektive eines Athleten erleben. Es wird hoffentlich ein Genusslauf werden – denn ich werde ohne Zeitdruck unterwegs sein und die Stimmung an der Strecke aufsaugen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich nach wie vor gerne Wettkämpfe laufe. Meine Athleten – insbesondere Franziska – fordern mich. Ehrgeiz und Spaß am schnellen Laufen sind immer noch vorhanden. Dazu gehört, dass ich laufend Orte auf der ganzen Welt erkunde – mit dem Rucksack auf dem Rücken. Dabei dürfen aber mittlerweile ein Weizenbier und Käsebrett auf der Alm nicht fehlen, bevor es mit vollem Bauch weiter geht. Früher war das undenkbar.
Neben dem Geburtstagswunsch, in Frankfurt an der Startlinie zu stehen, kam der Wunsch, noch einmal einen schnellen Marathon zu laufen. Und wo geht das im Herbst? Natürlich in Berlin. Deshalb werde ich auch dort an der Startlinie stehen.
Wie? Lasst Euch überraschen!