Ein Beitrag von Kirsten Hogrefe
Ich bekomme häufig die Frage gestellt, wie ich es schaffe mich für das Marathontraining zu motivieren.
Tatsächlich fällt mir das meistens gar nicht schwer, denn es ist der Marathon an sich, der mich motiviert. Jedes Training, jeder Schritt bringt mich näher an die Start- und die Ziellinie in Frankfurt.
Natürlich erfodert ein gezieltes Training auch ein gewisses Maß an Disziplin und manchmal auch an Selbstüberwindung. So war es im Sommer nicht einfach morgens um 5:30 Uhr aufzustehen und laufen zu gehen, weil es den restlichen Tag zum Trainieren zu heiß sein würde. Aber genau das sind die Momente in denen man sich zu Recht „Läufer“ nennen und stolz auf sich sein kann. Und ein Tag fühlt sich ganz anders an, wenn man morgens schon fleißig war!
Eine weitere Motivationshilfe sind für mich kürzere Wettkämpfe während der Vorbereitung, da sie die Spannung hochhalten und man so unter Wettkampfbedingungen seinen Leistungsstand testen kann.
Und auf meiner Wunschliste für 2019 standen noch ein 10 km Wettkampf unter 50 Minuten, da ich bei meinem ersten Versuch im Mai auf Grund der Hitze zu langsam war und ein Halbmarathon unter zwei Stunden.
Im September habe ich mich also kurzentschlossen für einen 10 km Wettkampf angemeldet
Das Wetter kam mir mit kühleren Temperaturen deutlich mehr entgegen als noch im Mai.
Während des Wettkampfes habe ich mich wirklich gut gefühlt, die Beine haben prima mitgemacht und ich war angesichts meiner Kilometerzeiten auf meiner Pulsuhr selbst von mir überrascht. Und so lief ich nach 46:07 Minuten als vierte Frau ins Ziel.
Das war deutlich schneller als erhofft. Und das, obwohl es keine konkrete Vorbereitung für diesen Wettkampf gegeben hatte. Und das motiviert mich auch für nächstes Jahr: hart zu trainieren, weil es sich auszahlt und ich mich weiter verbessern kann und möchte!
Bei diesem Wettkampf kam es auch zu einem amüsanten Ereignis: nach dem Lauf sprachen mich zwei Herren an, auf deren T-Shirts „Trainer“ stand, lobten meine gute Leistung und erkundigten sich nach meinem Alter. Auf meine Antwort 29, verabschiedeten sie sich dann sehr schnell. Mein Fazit: sie wollten mich gerne fördern, weil mein Lauf so gut gewesen war, ich sehe anscheinend noch jung genug aus, bin aber nicht mehr in einem förderungswürdigen Alter. Naja, Pech gehabt.
Zwei Wochen später stand ein Halbmarathon in Bayern an
Die Strecke führte an einem See entlang. Landschaftlich wunderschön, allerdings standen einige Höhenmeter auf dem Plan. Meine persönliche Zielsetzung war ein Finish unter zwei Stunden. Meine leise Hoffnung war sogar eine Zeit unter 1:50 Stunde.
Nach den ersten Höhenmetern waren die Beine schon recht müde, das konnte ja noch heiter werden, vor allem, da ich zwei Tage zuvor einen Wadenkrampf erlitten hatte.
Zwischendurch standen einige Zuschauer an der Strecke, die gutgelaunt die Läufer anfeuerten und für gute Stimmung sorgten. Das hat mir unheimlich Spaß gemacht und mich zum Weiterlaufen motiviert. Schon während des Wettkampfes freute ich mich auf die gute Stimmung beim Marathon in Frankfurt, habe ich dort doch schon selber einige Male die Läufer bejubelt und ihre Leistung bewundert.
Ungefähr bei Kilometer 19 erwartete mich nochmal eine fiese Steigung. Bis dahin war ich tempomäßig gut im Soll gewesen und die sub 1:50 realisierbar. Doch dann kam dieser Berg. Meine Wade wollte nicht mehr weiter und so ging ich, um überhaupt das Ziel unverletzt zu erreichen. Dieses Gehen hat mich dann auch meine Wunschzeit gekostet und ich bin nach 1:51:15 im Ziel gewesen.
Nach dem Halbmarathon stand unser langersehnter Urlaub an
In Bayern mussten wir den Trainingsplan ordentlich an die dortigen Gegebenheiten anpassen: es gab keine Möglichkeit auch nur annähernd flach zu laufen. Also eher Fahrtspiele statt Tempoläufe.
Danach im Zillertal haben wir die schönen Tage genutzt um lange Läufe zu machen. So liefen wir 23 wunderschöne Kilometer um den Achensee, bei denen die Trails zu Beginn der Strecke die müden Beide beim Marathon gut simulieren konnten.
Ein anderes Mal sind wir mit der Bummelbahn an das eine Ende des Zillertals gefahren und dann die 32 km durch das gesamte Tal gelaufen. Das war mein erster Lauf über 30 km und ich war unheimlich stolz darauf. Sehr cool, wenn man sich bei jedem Schritt sagen kann, dass man noch nie so weit gelaufen ist.
Auch das ist eine große Motivation für mich: weiter und länger zu laufen, als ich es jemals zuvor getan habe. Das hat man gerade als Laufanfänger ja häufiger. Und dann sollte man sich nicht ständig mit Freunden, Familie, Bekannten vergleichen. Es gibt IMMER jemanden, der schneller, weiter, mehr läuft als man selbst. Man sollte auf seine eigenen Leistungen stolz sein!
Meine Schwester schickte mir den Spruch „Egal wie langsam du läufst, du überholst trotzdem jeden der auf der Couch sitzt„. Das finde ich sehr zutreffend. Niemand steht vom Sofa auf, geht das erste Mal laufen und läuft direkt einen Marathon. Man startet immer mit kurzen Distanzen und das ist (für den Körper) auch gut so.
Nachdem ich nun seit Jahren regelmäßig laufe, steht für mich dieses Jahr mein erster Marathon an. Ich freue mich sehr auf diesen Tag und hoffe, dass möglichst viele Menschen an der Strecke sein und für großartige Stimmung sorgen werden! Das haben wir Läufer uns mit unserem harten Training verdient!
Meine persönlichen Laufmotivation – Tipps:
- dokumentiere deine Laufkilometer und deine Leistungen : es ist toll zu sehen, dass man peu a peu weiter und schneller laufen kann
- trainiere nach einem Trainingsplan: das Training bekommt eine sinnvolle Struktur und man kann nach jedem absovierten Training einen dicken Haken machen
- verabrede dich mit Gleichgesinnten : man lässt sich vom eigenen Schweinehund seltener austricksen, wenn man damit auch jemand anderen hängen lässt
- such dir realistische Ziele: wenn man seine Wunschzeit realistisch formuliert und sie dann erreicht, ist das super befriedigend und motiviert weiter zu trainieren
- plane gelegentliche Wettkämpfe: dadurch hat man immer ein konkretes Ziel, kann die Tage bis zum Wettkampf zählen und geht nicht „nur so“ laufen
- erzähle von deinen „Heldentaten“: es ist sehr aufbauend wenn man z.B. von Nicht-läufern hört „Was? 30 Km zu Fuß? Das ist möglich?“ Ja, ist es- und ich habe es geschafft!
- schau dir Sportevents live an der Strecke oder im Fernsehen an: die Stimmung bei Wettkämpfen (an der Strecke) packt mich immer selber laufen zu wollen
- mach dir eine Playlist mit Liedern, die dich motivieren: höre ich zum Beispiel „Unstoppable“ von Sia werde ich ganz kribbelig und meine Beine wollen direkt los laufen
Ihr wollt wissen, wie es Kirsten in Ihrer Vorbereitung auf den Mainova Frankfurt Marathon ergangen ist? Dann schaut mal hier vorbei.