Die Reise des Frankfurt Marathon nach Prag

Jährlich fahren wir zu über 15 Marathonveranstaltungen in Deutschland, im europäischen Ausland und sogar bis nach New York um unseren Mainova Frankfurt Marathon zu promoten. Manchmal haben wir das Glück von ganz besonderen Menschen hierbei unterstützt zu werden. Menschen, die den Mainova Frankfurt Marathon schon seit vielen Jahren verbunden sind. So ist Jiri, seit vielen Jahren treuer Marathonprojekt-Teilnehmer und guter Mainova Frankfurt Marathon-Kenner, in diesem Jahr für uns nach Prag gereist. Um einerseits seinen neuen Heimat-Marathon in seiner alten Heimat zu promoten um aber andererseits auch selber  an der Startlinie zu stehen. Wie Jiri den Volkswagen Prag Marathon erlebt hat, könnt ihr hier lesen.

 

Ein Bericht von Jiri Krasl

 

Die Reise nach Prag

 

Es ist nicht mein erster Marathon-Auftritt in meiner Heimatstadt. Diesmal ist es aber doch etwas Besonderes. Nicht nur, dass Prag seinen 25-järigen Marathon feiert, ich habe auch die ehrenvolle Aufgabe, den Frankfurt Marathon auf der Marathon-Expo in Prag zu repräsentieren. Aus diesem Grund begebe ich mich schon am 1. Mai auf den Weg nach Prag. Die Anfahrt ist dieses mal problemlos, die 520 km auf der fast leeren Autobahn verlaufen entspannt an diesem Feiertag.

Gleich am nächsten Tag fängt die Expo an. Schnell meinen Stand aufbauen und schon kommen die ersten Läufer vorbei. Die drei Tage am Stand verlaufen sehr ähnlich und ich erlebe ein breites Spektrum an Reaktionen zum Mainova Frankfurt Marathon von „nie wieder, es war zu kalt…“ über „bin ich schon gelaufen und ich laufe nichts zweimal…“ und „gerne, aber es passt vom Termin nicht…“ bis zu „ja, warum nicht, wo kann ich mich anmelden?“ und sogar „Frankfurt ist für mich das absolut schönste, immer wieder gerne!“. Das alles in den verschiedensten Sprachen. Erfreulicherweise überwiegen die positiven Reaktionen.

 

Der Renntag – Prag Marathon

 

Und dann kommt endlich der Sonntag, der Tag des Rennens. Beim Blick aus dem Fenster Richtung Thermometer dann der Schock: Die Anzeige zittert bei 1°C. Ich habe es mir eigentlich kalt gewünscht, aber nicht eiskalt, da wurde ich falsch verstanden! Wichtig ist immerhin, dass es nicht regnet. Trotzdem beschließe ich in kurzen Sachen zu laufen. Schnell begebe ich mich zur Metrostation, wo auf mich schon die anderen warten. Mit noch vier weiteren Jungs fahren wir zum Wenzelsplatz, wo sich die Umkleidezelte befinden. Warme Kleidung ausziehen, den Rucksack in die Aufbewahrung bringen, noch einen Abstecher zur Toilette –  alles geht glatt, alles ist super organisiert.

 

Getragen von der Schönheit der Stadt

 

Dann ist es auch schon Zeit sich in den Startkorridor einzuordnen. Zwei aus unserer Gruppe, Jan und Richard, trennen sich von uns. Sie eilen in die vorderen Startblöcke – das sind schnelle Jungs. Uwe, Chris und ich ordnen uns brav im Mittelfeld ein. Punkt neun Uhr ist dann der Start und zugleich der erste Höhepunkt: aus den Lautsprechern erklingt Smetanas Moldau. Die wunderschöne Melodie spült uns mit der Menge hin zur Startlinie auf dem Altstädter Ring. Kurz nach dem Start erreichen wir die erste Moldaubrücke, wir laufen an der Straka-Akademie, dem Sitz der Regierung vorbei, durch den Stadtteil Kleinseite, der einen wunderschönen Blick auf die Prager Burg bietet. Dann kommen wir zum zweiten Höhepunkt: der Karlsbrücke. Endlich einmal ohne Touristen und Händler – nur für uns Läufer reserviert. Eigentlich ist sie so voll wie immer, aber diesmal laufen alle in dieselbe Richtung. Man darf sich nicht zu sehr an der Schönheit der Stadt berauschen, denn man muss auch unter seine Füße schauen: Kopfsteinpflaster, Straßenbahngleise und verschiedene kleine Erhebungen erfordern viel Aufmerksamkeit. Es folgt wieder eine Brücke und entlang des Flusses geht es in Richtung Liben. Dann verkündet auch schon ein Schild, dass wir die ersten 5 Kilometer erreicht haben, das direkt daneben stehende Schild mit km 35 relativiert dann aber wieder die Freude über das bisher erreichte. Hier müssen wir also in einigen Stunden noch einmal durch. Über die Moldau geht es wieder zurück in die Altstadt. Zuvor laufen wir aber noch durch den Tesnovsky Tunnel, den die Prager „Husaks Stille“ nennen. Diesen hat damals der kommunistische Parteichef Gustav Husak bauen lassen, um die Parteizentrale vor dem Verkehrslärm zu bewahren. Dann sind wir auch schon wieder am Altstädter Ring und laufen am späteren Zielbogen vorbei in Richtung Pulverturm, dem dritten Höhepunkt.

 

Prag (Copyright: Jiri Krasl)

Laufend von einem Höhepunkt zum Nächsten

 

Uwe ist längst weg – er ist halt schneller, nur Chris bleibt an meiner Seite. Er ist eigentlich auch schneller, aber verletzungsbedingt will er es heute langsamer angehen. Weiter geht es über die Shoppingmeile „Am Graben“, vorbei am Wenzelsplatz und weiter über die Nationalallee zu dem prächtigen Bau des Nationaltheaters. Schon sind wir wieder am Moldauufer und laufen raus aus der Innenstadt in Richtung des Stadtteils Podoli. An der Halbmarathon-Marke unterhalten wir uns mit einem Läufer aus Indien, der seinen ersten Marathon läuft. Auf die Frage, warum gerade der Prag Marathon, kommt die einfache Antwort: Bei uns ist es für sowas einfach zu warm. Nach dem Wendepunkt kommt wieder eine Brücke, wieder über die Moldau. Insgesamt überqueren wir die Moldau zehnmal. Jetzt noch einmal raus aus der Stadt an der Staropramen-Brauerei entlang. Dort erblicken wir ein Schild mit dem Hinweis: BIERBEREITSCHAFT, Bier 24 Stunden am Tag, siebenmal in der Woche. Die Prager müssen also nicht verzichten. Bei km 30 verlässt mich Chris mit den Worten: Ich habe einen Bärenhunger, ich muss schauen, ob die für mich genug Bananen haben, sonst werde ich noch langsamer. So laufe ich alleine weiter. Entlang der Strecke ist wenig los, die Kälte schreckt leider auch die Zuschauer ab. Es ist sogar so kalt, dass mein T-Shirt immer noch trocken ist. Mir tut es aber gut, so muss ich nicht viel trinken und habe nicht wie so oft Probleme mit dem Magen wegen des kalten Wassers.

 

Die letzten Kilometer bis zum Ziel vom Prag Marathon

 

Dann laufen wir auch schon wieder an der Tafel mit km 35 vorbei, die Tafel mit km 5 ist inzwischen verschwunden, genauso wie einige der Musiker vom Straßenrand, die sich um die Stimmung gekümmert haben. Meine Laune steigt trotzdem unaufhaltsam. Es geht mir gut, ich halte mein Tempo und als Belohnung schaut endlich auch die Sonne zwischen den Wolken hervor. Dann zum letzten Mal über die Moldau zurück in die Altstadt. Die letzte Hürde ist der kleine Anstieg hinter dem Tesnov-Tunnel. Das erste Stück ist asphaltiert, aber dann kommt das Kopfsteinpflaster. Die Beine sind schon wackelig, es tut schon richtig weh. Ich biege links in die prunkvolle Pariser Straße ab und in der Ferne sehe ich schon den blauen Teppich und das Ziel auf dem Altstädter Ring, den letzten Höhepunkt. Geschafft! Schon baumelt die Medaille um meinen Hals und ich schleppe mich Richtung Zielverpflegung. Es ist weit, sehr weit. Die Verpflegung ist dürftig, Limo, Bananen, Orangen, das war es. Mein Magen entscheidet sich jetzt dann doch zu rebellieren und will nichts davon. Am Ende finde ich aber doch noch etwas: alkoholfreies Bier. Ich schleppe mich weiter Schritt für Schritt zu der Gepäckaufbewahrung. Auch dieser Weg war heute früh irgendwie kürzer. In der Umkleide treffen wir uns alle wieder und freuen uns auf die Belohnung am Abend: deftiges Essen und viel Bier in einer den vielen schönen Gaststätten in der Altstadt von Prag.