Mein Weg zum Marathon

Ein Bericht von Kirsten Hogrefe

 

Hallo, mein Name ist Kirsten Hogrefe, ich bin 28 Jahre alt und ich bin Läuferin!

 

Doch wie ist es dazu gekommen?

 

Schon in meiner Kindheit und Jugend habe ich viel Sport, vor allem Leichtathletik, gemacht und habe damals an einigen Wettkämpfen teilgenommen. Allerdings waren längere Distanzen (eigentlich alles über 100 Meter) nicht so richtig mein Ding.

Das Interesse für die Marathondistanz wurde bei mir wahrscheinlich durch meinen Vater geweckt. Dieser ist einige Male in Frankfurt (1990, 1994, 1998, 2008) beim Marathon mitgelaufen, während mein Bruder Gunther und ich mit unserer Mutter an der Strecke den Läufern zujubelten oder selber beim Struwwelpeterlauf liefen.

2008 ist mein Bruder dann das erste Mal selber mitgelaufen. Für mich völlig unverständlich, wie man eine solche Distanz bewältigen kann! Aber ein klein wenig gekribbelt hat es wohl damals schon in den Füßen: Ob ich das wohl auch schaffen könnte?

Mein Bruder ist dann zu Triathlon übergegangen. Auch bei einigen dieser Wettkämpfe standen wir als Familie jubelnd an der Strecke. Wenn sonst keine Stimmung war, meine Eltern, meine Schwester Hanna und ich haben für welche gesorgt!

2013 habe ich in meinem jetzigen Wohnort Göttingen bei einem Schnuppertriathlon mitgemacht. Aber so richtig fit war ich nicht. Das Kraulen hatte ich extra für diesen Wettkampf gelernt. Anscheinend hatte mein Bruder leider nicht ganz Unrecht mit seiner Einschätzung bezüglich meiner Schwimmkünste, als er meine Technik mit „eigentlich ist alles schlecht“ beurteilte, denn schon nach wenigen Kraulzügen verschluckte ich mich und konnte nur noch Brustschwimmen. Beim abschließenden Laufen bekam ich auch noch Wadenkrämpfe. Insgesamt also nicht so richtig erfolgreich, Spaß hat es aber trotzdem gemacht!

 

„Sport fand ich schon immer super“

 

Während meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin wurde das Laufen dann regelmäßiger. Sport fand ich schon immer super, um den Kopf frei zu bekommen und Laufen ist dafür ideal. Einfach in die Schuhe schlüpfen und ab in den Wald. Am liebsten laufe ich da, wo man nicht viele andere Menschen trifft.

Gemeinsam mit meinem Freund Nico entwickelte sich 2016 die Idee, einen Halbmarathon zu laufen. Beim  Weiltalweg-Landschaftsmarathon im April wollten wir die 21,0975 km gemeinsam angehen. Das erste Mal stand meine Familie für mich an der Strecke und jubelte uns zu. Ein tolles Gefühl!

Wir waren gut auf den Wettkampf vorbereitet und fühlten uns auch den größten Teil der Strecke wohl. Es war dann allerdings auch ganz gut, dass wir uns dem Ziel näherten, denn so richtig konnte ich nicht mehr und anhand der besorgten Blicke meines Freundes merkte ich, dass auch er meine nicht mehr ganz flache Atmung gut hören konnte. Vielleicht war meinem Körper eine Belastung von 2:10 Stunden mit einem Durchschnittspuls von 185 doch ein wenig zu viel? Im Ziel angekommen waren wir trotzdem sehr stolz auf unsere Leistung!

 

 

 

Im Frühjahr liefen wir fleißig weiter und ich war so fit wie nie zuvor. Ein großartiges Gefühl, wenn man einfach laufen kann, ohne dass etwas schmerzt oder man vor Anstrengung nicht mehr atmen kann.

Doch leider hielt für mich das Hochgefühl nicht lange an. Anfang Juli 2016 verletzte ich mich beim Laufen am Knie, sodass ich eine lange Laufpause machen musste und im Januar 2017 operiert wurde.

Nico lief indes munter weiter. Sein nächster Wettkampf war im August ein Halbmarathon, den er mit einer unfassbaren Zeit von 1:34 Stunden finishte. Bei diesem Wettkampf stand ich mit sehr zwiegespaltenen Gefühlen am Streckenrand: Einerseits war ich unheimlich stolz auf ihn, auf der anderen Seite war ich am Boden zerstört, dass ich vor kurzem noch so fit gewesen war und nun nur noch zuschauen konnte.

 

Mein Traum vom Marathon

 

Eine tolle Möglichkeit eröffnete sich, als eine Bekannte, die eigentlich geplant hatte 2016 den Marathon in Frankfurt zu laufen, ihren Startplatz aus Fitness- (oder vielmehr fehlenden Fitness-) Gründen weitergeben wollte. Auch hier hatte ich wieder ein weinendes Auge: Wäre mir nicht diese völlig unnötige Verletzung dazwischen gekommen, wäre es meine Chance gewesen, meinen Traum des Marathons zu erfüllen. Denn das war es mittlerweile: ein Traum und ein großer Punkt auf meiner „To-Do-Liste“ meines Lebens.

So bekam Nico die Chance, er übernahm den Startplatz und bereitete sich mit Hilfe eines von meinem Bruder geschriebenen Trainingsplanes vor. Mein Bruder machte mittlerweile viel verrücktere Sachen als „nur“ einen Marathon (Ha, von wegen „nur“…). Er war ein „Ironman“ geworden (Triathlonlangdistanz 3,8 km schwimmen, 180 km Radfahren und dann „nur“ noch einen Marathon). Er hatte also einiges an Expertenwissen angesammelt, mit dem er uns gerne weiterhalf und auch heute noch weiterhilft.

Während Nicos Vorbereitung bekam ich dann auch das erste Mal hautnah mit, wie fordernd so eine Marathonvorbereitung ist. Nach seinem ersten Lauf über drei Stunden war er völlig am Ende. Oha, habe ich mir das mit meinem Traum wirklich gut überlegt?

Am 30.10.2016 war es dann soweit: Tag des Rennens.

Gemeinsam mit Nico und Hanna, meiner Schwester fuhr ich frühmorgens nach Frankfurt Richtung Start. Das Wetter war perfekt: sonnig, trocken und kühl. Nach einem letzten Daumendrücken verabschiedeten wir Nico, er machte sich auf zu seinen Startblock, wir auf den Weg zur Strecke. Hanna und ich hatten uns vorher einen Plan zurechtgelegt, wann wir wo sein wollten, um Nico möglichst oft sehen zu können, und so fuhren wir teils mit S-Bahnen durch Frankfurt. Überall an der Strecke war super Stimmung und Nico war gut drauf. Nachdem er mit 3:30 Stunden in einer fabelhaften Zeit finishte stand für mich fest: Das will ich auch mal erleben; von Fremden und Familie angefeuert werden und zum Schluss in die Stimmungshochburg, die Frankfurter Festhalle, ins Ziel zu laufen.

 

Im April 2017 änderte sich unser Leben

 

Im Januar 2017 wurde mein Knie erfolgreich operiert. Allerdings dauerte es noch bis September bis ich wieder mit regelmäßigem Laufen begann. Im April änderte sich unser Leben sehr, denn wir nahmen eine junge Hündin aus dem Tierschutz bei uns auf. Als sie alt genug war, um Joggen zu gehen, nahmen wir unser gemeinsames Training auf und gehen seitdem mal mehr, mal weniger zusammen laufen. Mittlerweile ist sie eine riesige Motivationshilfe. Auch wenn das Wetter nicht so toll ist und man lieber mit dem (inneren Schweine-)Hund auf dem Sofa liegen würde, steht sie schwanzwedelnd vor einem und möchte raus. Und wenn man ja sowieso raus muss, kann man auch gleich laufen statt zu gehen. Für mich gilt die Regel: Je schlechter das Wetter ist, desto mehr fühle ich mich wie ein Held und als „echter“ Läufer, weil ich trotzdem laufen war.

 

 

Für 2018 hatte ich größere Pläne

 

Ich wollte gemeinsam mit meinem Vater und meiner Schwester im Weiltal einen 12 km Lauf genießen, einen 10 km Lauf unter einer Stunde laufen und am Göttinger Volkstriathlon teilnehmen.

Die ersten beiden Pläne ließen sich tadellos umsetzen: Wir hatten auf der Strecke im Weiltal eine gute Zeit und liefen einfach, um gemeinsam Spaß am Laufen zu haben.

Den 10 km Lauf ging ich im Mai in Göttingen an. Der Startschuss fiel in der Mittagszeit bei 30°C im Schatten. Allerdings gab es auf der Laufstrecke nicht allzu viel davon. Nicht die allerbeste Voraussetzung für eine Bestzeit? Oh doch! Nach nur 52:32 Minuten war ich schon glücklich im Ziel angekommen.

Bedauerlicherweise musste ich den Triathlon ausfallen lassen, da sich mein Körper mal wieder eine neue Gemeinheit für mich ausgedacht hatte: stechende Schmerzen in der Bauchmuskulatur beim Laufen. Egal was ich ausprobierte, nach einigen Kilometern war der Schmerz plötzlich da und zwang mich zum Anhalten. Nervig! Woran genau es gelegen hat, ob etwa an den vom Arzt verschriebenen Eisentabletten, konnte ich nicht herausfinden. Ich hoffe, dass ich das hinter mir lassen konnte und diese Saison endlich einmal unverletzt und ohne körperliche Einschränkungen genießen kann!

Im Sommer 2018 waren wir etwas lauffauler. Das könnte auch daran gelegen haben, dass unser Chefmotivator, der Hund, von den hohen Temperaturen gar nichts hielt und jede körperliche Anstrengung mied.

Im Oktober ging es dann aber mit dreimal wöchentlichem Training los. Ich hatte mich endgültig entschlossen 2019 in Frankfurt für den Marathon an den Start zu gehen.

 

Wie es für Kirsten weitergeht, das könnt ihr auf unserem Blog verfolgen.