Katharina Steinruck, geb. Heinig ist eine Kämpfernatur. Ermüdungsbruch, Magen-Darm-Infekt, quasi nichts kann sie beim Marathon aufhalten. Ihre Marathon Bestzeit liegt bei 2:28:34h. Aufgestellt hat sie diese Bestzeit 2016 in Berlin. Im Jahr darauf, 2017, startete Katharina Heinig im Deutschland-Trikot bei der Leichtathletik WM in London. Im Herbst 2017 ging Katharina Heinig beim Mainova Frankfurt Marathon an den Start. Vor heimischen Publikum gewann sie hier in einer Zeit von 2:29:29h die Deutschen Meisterschaften und holte sich den Titel.
2018 wurde sie vom DLV für die Marathondistanz bei den Europameisterschaften im selbigen Jahr in Berlin nominiert. Hier konnte sie mit Rang 16 ihre beste internationale Platzierung erreichen. Nach dem großen Saison-Highlight im August kam Ihr Start beim Mainova Frankfurt Marathon im Herbst 2018 überraschend. Hier schaffte sie es erneut ihr Können unter Beweis zu stellen. Mit einer Zeit von 2:29:54h blieb sie unter der magischen Grenze von 2:30h. Nun kämpft sich Katharina Steinruck nach einer Fuß OP zurück zu ihrer alten Leistung…und dabei ist sie auf dem besten Wege.
Wir haben Katharina Steinruck acht Fragen zu Ihrem Weg in den Leistungssport, Ihrem Trainingsalltag und Ihren Zielen für die kommende Saison gestellt.
Wie bist Du zum Marathonlaufen gekommen?
Ich bin als Schülerin schon gerne auf der Straße gelaufen und habe dann 5km und später auch 10km Straßenläufe bestritten. Da ich im Juniorenalter viel mit Verletzungen und Ausfällen zu kämpfen hatte, fehlte mir das Training für die Spritzigkeit für die kurzen Strecken. Mein Alternativtraining hat mich quasi auf das Längere vorbereitet und so habe ich dann Halbmarathon ausprobiert. Der Schritt zur vollen Distanz war dann nur noch eine Frage der Zeit 😉
Stand für Dich immer fest, dass Du mal Leistungssportlerin werden möchtest?
Nein, definitiv nicht. In der Grundschule wollte ich Friseurin werden und später dann Architektin. Ich habe ja meine Mama als Leistungssportlerin gesehen und ihre Arbeit und Quälerei hinter dem Erfolg. Das war mir zu anstrengend.
Wie sieht ein normaler Trainingstag bei Dir aus? Wie oft trainierst Du am Tag? Wie erholst Du dich zwischen den Einheiten?
Da ich professionell trainieren kann, besteht bei mir kein großer Unterschied im Trainingsalltag zu Hause in Frankfurt oder eben in einem Trainingslager. Der Unterschied besteht alleine in der Höhe bzw. dem Klima.
In der Regel habe ich 2-3 Einheiten am Tag, dazu kommen noch Physiotherapie und prophylaktische Einheiten wie Übungen für meine Füße, BEMER-Matte oder Basenbäder/Sauna.
Die erste Einheit, der sogenannte Auftakt, beginnt meistens um 7:00 Uhr, 8:00 Uhr Frühstück, 10:30 Uhr geht es zur Haupteinheit, 13:30 Mittagsessen und 16:00 Uhr nochmal die dritte Einheit, 19:00 Uhr Abendessen und ich persönlich liege um 21 Uhr bereits im Bett.
Nun gibt es natürlich Unterschiede in den Zeiten, wenn beispielsweise Termine anstehen oder es im Sommer einfach so heiß ist, sodass ich um 5:00 Uhr anfange und meine 3. Einheit abends gegen 20 Uhr mache. Oft schlafe ich dann eben gesplittet, da die Nacht dann sehr kurz wird 😉
An lockeren Tagen schlafe ich auch sehr gerne mal aus und/oder gehe zum Polizeidienst. Dank meiner Zugehörigkeit zur Sportfördergruppe der Hessischen Polizei ist mir die Ausübung meiner Disziplin Marathon als Leistungssportler überhaupt möglich.
Marathonläufer sind oft alleine unterwegs. Trainierst Du lieber alleine oder in der Gruppe?
Der Laufsport ist eine Einzeldisziplin, allerdings lebt der Marathonläufer vom Mitläufer. D.h. nur im Team bringt man sich vorwärts und es wäre doch verdammt langweilig, alleine durch Frankfurts Straßen zu rennen. In der Masse kann man mitrollen und sich mitziehen lassen, vor allem wenn es schwer wird. Ähnlich ist das im Training. Alleine kämpfen härtet zwar ab, aber kann auch zu Stagnation führen. Im Team trainieren und kämpfen macht nicht nur mehr Spaß, sondern fordert und fördert. Aber immer unter dem Blickpunkt, das eigene Leistungsvermögen zu steuern und nicht aus jeden Training einen Wettkampf zu machen!
Natürlich drehe ich auch gerne mal alleine meine Runde – einfach für mich laufen. Aber die harten und langen Einheiten mache ich lieber mit einem oder mehreren Begleitern. Zu Fuß oder auf dem Rad ist mir da egal 😉
Welche Rolle spielt Dein Mann Robert in Deinem Trainingsalltag?
In Trainingslagern ist Robert selten dabei. Dort freue ich mich immer auf das abendliche oder morgendliche (kommt auf die Zeitzone an) Telefonat.
Zu Hause in Frankfurt gibt es bei uns keinen „normalen“ Wochenrhythmus. Da er selber im Schichtdienst arbeitet, kann es passieren, dass wir uns trotz gleichem Schlafplatz zwei Tage nicht sehen, dann aber wieder 48 Stunden hintereinander. Wenn es zeitlich passt, begleitet er mich beim Training oder wir gehen gemeinsam ins Fitnessstudio. Da er sehr gut kochen kann, sorgt er für mein leibliches Wohl 😉
Wichtig ist uns die gemeinsame Zeit. Ich erzähle ihm vom Training und dem Erlebten und er von der Arbeit. Er merkt sofort, ob ich zufrieden oder enttäuscht bin und hakt nach, will meine Trainings- und Wettkampfplanung wissen und baut seine Arbeit (wo es möglich ist) um mich herum. Er hält mich in unserem Beruf auf dem Laufenden und lenkt das Thema auch mal weg vom Sport und dem Training. Er ist quasi mein Ruhepol nach einem harten Arbeitstag !!
Du Hattest Ende des vergangenen Jahres eine fuss-op, wie einfach war es für Dich wieder zurück ins Training zu kommen? Wie sah Dein Training nach der OP aus? Wie sah Dein Alternativ-Training aus? Und wie lange hat es gedauert bis Du wieder „normale“ Laufeinheiten machen konntest?
Meine Fuß-OP hatte ich Anfang November vergangenen Jahres. Eine Woche danach fing ich schon mit Theraband-Übungen für den Oberkörper an, nach und nach kam Stabi und Krafttraining dazu. Alles aber immer unter Kontrolle des Fußes und des Pulses. Eine Woche nach dem Fädenziehen ging es ins Wasser und es folgten Rad und erste Kräftigungsübungen für den Fuß. Das Training wurde von Woche zu Woche mehr und ich fühlte mich langsam wieder gefordert. Es gab jeden Tag neuen Muskelkater und mein Herzkreislaufsystem kam langsam wieder auf Touren. Probleme hatte ich am Anfang nur mit dem Kreislauf und merkte, dass ich langsam machen musste. Im Grunde ging es gut und schnell voran, auch dank meiner super physiotherapeutischen Betreuung am OSP Frankfurt und dem Physiozentrum Odenwaldkreis.
Mitte Januar dann durfte ich meine ersten Laufmeter machen. Die ersten läuferischen Schritte waren gefolgt von neuem Muskelkater 😉
Meinen ersten Dauerlauf von 12km habe ich hier in Flagstaff am 25. März absolviert. 4,5 Monate nach meiner OP. Natürlich habe ich im Vorfeld schon Intervalle mit Gehpausen von einer Gesamtlänge von 10km gemacht. Nur an einen ununterbrochenen Lauf habe ich mich Stück für Stück herangearbeitet. Das Schöne ist, dass die Fortschritte schnell von statten gehen, da ich mir mit meinem Alternativtraining (Aquajoggen, Schwimmen, Ergometer, Ellypse, Skifahren, ElliptiGo, Übungen für den Fuß) eine gute Grundlage gelegt habe.
Was Sind Deine nächsten großen Ziele für 2019 und 2020?
Ich möchte dieses Frühjahr/Sommer einige Straßen- und den einen oder anderen Bahnwettkampf bestreiten. Für den Herbst ist definitiv ein Marathon geplant und mein Ziel ist die Olympianorm für 2020 zu unterbieten. 2020 ist das große Ziel Tokio und danach vielleicht noch die kleine EM in Paris. Aber die Olympischen Spiele sind das große Ziel, auf das jetzt alles ausgerichtet wird!!
Gibt es bei Dir auch manchmal den Moment, dass Du eigentlich keine Lust auf die Trainingseinheit hast? Wie motiverst Du dich in solchen Situationen?
Oh ja, besonders wenn man nachmittags nochmal raus muss, das Wetter einem grad nicht passt und man platt von der Vormittagseinheit ist. Dann hilft entweder gute Musik auf die Ohren, ein Mitläufer oder der Mann, der einen einfach vor die Tür setzt 😉
Wir sind gespannt, was die nächsten Jahre für Katharina Steinruck bereit halten und wünschen Ihr weiterhin alles Gute auf Ihrem Weg und freuen uns, dass Katha als Schirmherrin unserer Marathon-Botschafter Teil des Mainova Frankfurt Marathon ist.
Mehr zu Katharina Steinruck könnt Ihr auf Ihrem Blog http://katharinaheinig.de/ erfahren.